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Grußwort Wynfrid Kriegleder

Liebe Konstanze,

Anlässlich Deiner Emeritierung kommen bei mir so manche Erinnerungen hoch, oft auch vage und vielleicht gar nicht wahr. Zum Beispiel: Waren wir nicht vor langer Zeit mal gemeinsam auf einer Tagung in St. Petersburg? Oder spielt mir bei dieser Erinnerung mein Gedächtnis einen Streich?

Aber sicherlich waren wir 2010 gemeinsam bei einer Franz-Werfel-Tagung an der UCLA in Los Angeles. Und an diese Kalifornien-Reise habe ich lebhafte Erinnerungen. Die Tagung ist mir schon auch im Gedächtnis geblieben, mehr aber noch unsere gemeinsamen Abenteuer auf einer dreitägigen Rundreise: Das Mietauto, das wir am Flughafen abgeholt haben – ein KIA mit GPS, für mich damals etwas ganz Neues. Das GPS hat immer ziemlich lang gebraucht, bis es endlich hochgefahren war. Da waren wir meist schon auf der falschen Autobahnauffahrt und wurden von einer irritierten weiblichen Stimme aufgefordert, umzudrehen. (Ich habe den exakten Wortlaut leider vergessen und erinnere mich nur, dass wir tagelang darüber geblödelt haben). Die Fahrt nach Santa Barbara und Morro Bay, der Besuch des Hearst Castle, der Bummel durch Monterey und Carmel. Der Besuch im Getty Center. Die Fahrt zum Haus von Hans Wagener in Encino, wo uns das GPS trotz unserer Bedenken dann doch hingeführt hat. Und wie wir dann die Wohnadressen einiger Exilautoren abgeklappert haben, weil wir sehen wollten, wo Werfel und Thomas Mann gelebt haben. Und wie das Feuchtwanger-Haus, die Villa Aurora in Pacific Palisades, zwar geschlossen war, wir aber trotzdem kurz hinein durften, weil wir behauptet haben, extra zu diesem Zweck aus Wien angereist zu sein. Und wie wir nach unserem Rückflug in Wien/Schwechat erfahren mussten, dass unser Gepäck nicht angekommen, sondern bei einem Wasserrohrbruch in Heathrow vermutlich irreparabel beschädigt worden sei. Was sich zum Glück als Falschmeldung herausstellte.

Es war ein kleines Abenteuer, zwar nicht vergleichbar mit den Kalifornien-Reisen von Autoren des 19. Jahrhunderts, – und auch kein David-Lodge-artiges Campus-Roman-Unternehmen, wo europäische Kulturwissenschaftler und -innen sich plötzlich in der Neuen Welt orientieren müssen. Aber es hat mich sehr mit dir verbunden.

Die allerbesten Wünsche für die post-berufliche dritte Lebensphase, die mein Freud Leopold Stieger die Epoche der „Freitätigkeit“ nennt. Endlich Zeit zu haben, all die dicken Romane zu lesen, deren Lektüre man bisher immer aufgeschoben hat.

Herzlich,

Wynfrid Kriegleder