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Isa Schwentner

Toast und Schnitzler für Konstanze Fliedl!

Ihre würdevolle Emeritierungs-Feier in Präsenz wurde leider durch Corona vereitelt.

Was hätte (der Arzt) Arthur Schnitzler zu dieser Pandemie gesagt, wo er doch schon einen simplen Schnupfen als der Nase Weltschmerz befand?

Über emeritierte Universitätsprofessorinnen wusste Schnitzler freilich noch nichts zu schreiben. Eine Szene aus Anatols Hochzeitsmorgen deutet allerdings vielleicht voraus auf die wissenschaftliche Schnittmenge zweier Ihrer späteren Projekte, nämlich jene zur Schnitzler-Edition und zu „Kunst im Text“:

(Ausschnitt aus der Handschrift zu Anatols Hochzeitsmorgen H 50a,1f.)

Ilona (geht im Zimmer umher, schaut die Decke, die Wände an). Du,

Anatol, Du hast ja da ein neues Bild.

Anatol. Ja, gefällt es Dir?

Ilona. Ich verstehe ja nichts von Bildern.

Anatol. Es ist ein sehr schönes Bild.

(Drucktext, Anatols Hochzeitsmorgen, D 427-431)

Und darüber, wie das Leben vor oder nach einem Abschied (denn: nach dem Abschied ist vor dem Abschied – das gilt für Universität / ÖAW ebenso wie für einen Einakterzyklus) zu sein hat, herrschen zwischen Anatol und Max im Abschiedssouper durchaus unterschiedliche Ansichten:

(Ausschnitt aus der Handschrift zu Anatol, Abschiedssouper H 11,1-4)

Max. Also Du trinkst Markersdorfer in der letzten Zeit –?

Anatol. Ja . . . vor Zehn – dann natürlich Champagner . . . So ist das Leben!

Max. Na . . . entschuldige . . . das Leben ist nicht so!

(Drucktext, Abschiedssouper, D 110-113)

Wem der beiden auch immer Sie zustimmen, liebe Frau Fliedl, – genießen Sie das Leben und gönnen Sie sich viel Gutes!

Ich jedenfalls erhebe mein Glas:

Ihre Isa Schwentner