Evelyne Polt-Heinzl
Liebe Konstanze,
will eine Grußbotschaft eine umfassende Hommage sein, wird’s schnell kompliziert. Es klingt so
leicht hohl, und je ehrlicher es gemeint ist, umso schmerzvoller ist das – für beide Seiten. Noch
schwieriger wird es, wenn sich das Herausarbeiten der wissenschaftlichen Verdienste aus
persönlicher Nähe irgendwie verbietet. Ich weiß, Du kennst solche Probleme nicht,
Textsortensicherheit gehört mit zu den Fähigkeiten, die ich an Dir von Anfang an bewundert
habe. Du bekommst jede noch so ausführliche Laudatio spielend so hin, dass sie den Geehrten
nicht nur gerecht wird, sondern sie auch beschenkt. Dazu gehört viel Feingefühl, Klugheit,
Sprachwitz, eine subtile Formulierungsgabe und noch manches andere, über das Du in
besonderem Maße verfügst. Ich weniger. Deshalb nur ganz kurz.
Du bist für mich auf eine ganz besondere Art und Weise immer ein Vorbild und ein Ansporn
gewesen – mit Deiner Integrität, Uneitelkeit, Lauterkeit, Genauigkeit, und auch mit Deiner
Leidenschaft für die Arbeit. Vor allem aber auch mit Deiner besonderen sozialen Kompetenz,
die ich nicht zuletzt in unseren gemeinsamen Jahren im Schnitzler-Projekt noch mehr schätzen
gelernt habe. Davon haben viele KollegInnen, unzählige StudentInnen und generell die
Menschen in Deinem Umfeld profitiert, und sie tun es noch immer. Selbst und gerade solche,
deren größere oder kleinere Verhaltensauffälligkeiten Du mit viel Geduld und Empathie
auszugleichen verstehst. Es ist wohl nicht so häufig, dass eine Universitätskarriere an
wissenschaftlichen Meriten nicht weniger zu bieten hat als im Bereich des Menschlichen. Habe
ich mich zu Beginn meiner Arbeit bei jedem publizierten Aufsatz, bei jedem veröffentlichten
Buch heimlich gefragt, ob es in den Augen Wendelin Schmidt-Denglers wohl Bestand hätte, war
es dann bald Dein imaginäres Urteil, das ich mir vorgestellt habe.
Es dankt Dir für all das und noch mehr
Deine Evelyne