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Irene Fußl

Konstanze Fliedl zur Emeritierung

Sie hat gelehrt

Als Lehrende habe ich Konstanze Fliedl leider erst gegen Ende meines Magisterstudiums in Wien kennengelernt und mich gründlich geärgert, zu viel Zeit in vergleichsweise wenig inspirierenden Lehrveranstaltungen verbracht zu haben. Immerhin konnte ich ihre Vorlesungen „Kriminalliteratur“ und „Gedichte“ noch besuchen. 

In letzterer, genauer gesagt bei den Ausführungen zum Gedicht Du liegst, entbrannte eine Leidenschaft für die Gedichte Paul Celans in mir, die dazu führte, dass ich, die gerade die Magisterarbeit fertigschreiben sollte, bereits anfing, an einer Dissertation zu basteln, und wusste, Frau Prof. Fliedl muss die Doktormutter dieser Arbeit werden. 

Zu meiner Erleichterung stimmte sie zu. Der Schreck war allerdings groß, als sie während einer Vorlesung nebenbei fallen ließ, einen Ruf nach Salzburg erhalten zu haben. 

Sofort stand mein Entschluss fest, dann ebenfalls nach Salzburg zu ziehen. 

Als Studienassistentin und später als Wissenschaftliche Mitarbeiterin durfte ich bei vielen Lehrveranstaltungen Konstanze Fliedls assistieren und habe dabei sehr viel gelernt. Ihr genaues Lesen und ihre sprachliche Exaktheit habe ich versucht, mir zum Vorbild zu nehmen. Es war die aufregendste und schönste Zeit meiner Berufstätigkeit.

Liebe Konstanze, ich habe Dich als Lehrende, Doktormutter und Chefin erlebt. Von Deinen zahlreichen Fähigkeiten, Qualitäten und beeindruckenden Publikationen, die zu nennen wären, möchte ich Deine inspirierende Lehre hier besonders hervorheben: die Leidenschaft für literarische Texte, die Du bei mir und vielen anderen Studierenden geweckt und genährt hast.

„Kostbarkeiten zu verzollen?“ – „Keine.“

Und das Mädchen, das den Overheadprojektor führte, sprach: „Sie hat gelehrt.“

Und so war auch das erklärt.  

(frei nach Bertolt Brecht)